Wir möchte euch unseren Hund Apollo vorstellen. Wir haben ihn Ende April aufgenommen, um zu verhindern, dass der junge Hund unter die Räder kommt.
Apollo ist der typische Vermehrerhund vom Bauernhof, der mit 7 Wochen für kleines Geld über den Zaun gereicht wurde. Apollo diente als tolle Geburtstagsüberraschung für den 17-jährigen Sohn, weil er sich als Kind immer einen Hund gewünscht hatte. Leider haben sich mittlerweile die Interessen des jungen Mannes geändert. Freundin und Kumpels waren viel wichtiger als ein Welpe. Und die begonnene Ausbildung ließ auch keine Zeit, sich um den Hund zu kümmern. So kam es, dass der Zwerg ab der 7. Woche 10 Std. täglich allein und isoliert verbringen musste.
Für uns ist es klar, dass unter diesen Bedingungen Verhaltensstörungen entstehen. Apollo fing an, das Mobiliar zu benagen und zu guter Letzt entdeckte er seine Rute als jagdbares Objekt.
So kam es, dass sich die Großmutter endlich erbarmte und der Situation ein Ende setzte.
Es gab kein Tierheim, das bereit war, den jungen Hund aufzunehmen. Die Interessenten, an die man den Hund verschenkte, brachten ihn innerhalb von 2 Tagen entnervt zurück.
Eine Situation, in der wir nicht anders konnten, als ihm eine Chance zu geben und erst einmal auf einer Pflegestelle im Tierheim Zwickau unterbrachten, bis ein Platz bei Florian in Frankfurt frei wurde.
Anfang Juni war es dann endlich soweit! Apollo ist nach Frankfurt umgezogen.
Nachdem er angekommen und eingeschätzt war, machten wir einen Termin in der Tierklinik Hofheim, um abzuklären, ob seinen Verhaltensauffälligkeit (Schwanzjagen) eine psychische, medizinische Ursache hat, oder ob er evtl. einen Hirnschaden hat.
Der Hirnschaden wurde ausgeschlossen. Das Schwanzjagen ist scheinbar erlerntes Verhalten.
Ab hier berichtet jetzt die Pflegestelle:
Apollo ist ein Deutscher Schäferhund (geb. 07/2021), der dem Menschen zugewandt und gut verträglich mit anderen Hunden ist.
Apollo genießt es, mit Menschen zusammen zu sein, drückt sich beim Streicheln und Kraulen förmlich in den Menschen hinein und hätte gerne, dass es nicht aufhört.
Mit Hunden beiderlei Geschlechts ist er grundsätzlich verträglich. Bei der Zusammenführung zeigt er sich häufig etwas aufgeregt und-rüpelig; gut angeleitet und mit Zeit, um in der Situation anzukommen, legt sich dieses Verhalten und Apollo zeigt Spielaufforderungen, die er gerne in ein ausgelassenes Rennspiel münden lässt.
Gerne läuft Apollo am Rad und zeigt sich hier besonders führig – jede Situation nimmt er gelassen hin: Hundebegegnungen (auch mit pöbelnden Hunden), joggende, rad- oder rollstuhlfahrende Menschen, vorbeifahrende LKWs oder Züge, … - Apollo läuft entspannt am Rad weiter. An weglaufendem Wild ist er durchaus interessiert, aber nicht übermäßig, sodass er sich gut weiterführen lässt.
Ein besonderes Vergnügen mit Apollo ist das Mantrailing: Schnell hat er verstanden, worum es geht, und er ist hochmotiviert bei der Arbeit. Dabei ist ihm die Zielperson und die dort erhältliche Belohnung gar nicht so wichtig – der Spaß liegt auf dem Trail!
In seinem ersten Lebensjahr hat Apollo leider nicht viel kennenlernen dürfen und war viel auf sich allein gestellt. Vermutlich aus dieser Situation heraus hat er eine Stereotypie entwickelt, die sich in Form von Kreiseln/Rute-Jagen mit Rute-Beißen zeigt – körperliche Ursachen wurden ausgeschlossen. Apollo zeigt dieses Verhalten vorwiegend bei Aufregung und dabei in zwei unterschiedliche „Formen“, die sich in ihrer Intensität unterscheiden: Die schwächere Form äußert sich in 1–2-mal im Stehen Kreiseln und wirkt oft wie eine Übersprungshandlung. Aus dieser Situation lässt sich Apollo gut durch Ansprache herausholen. Bei der intensiveren Form dreht sich Apollo zunächst ebenfalls im Stehen, verbeißt sich in seine Rute, kreiselt weiter, kommt dabei zu Boden, beißt/beknabbert seine Rute direkt am Schwanzansatz, während er hohe Belllaute von sich gibt. Um Apollo aus dieser Situation, in der er sich förmlich verliert, herauszuholen, reicht bloße Ansprache meist nicht mehr aus. Es hilft ihm, ihn zu halten und Ruhe zu vermitteln. Im ersten Affekt kann es hier sein, dass Apollo auch mal schnappt – zu seiner eigenen und der Sicherheit der ihn umgebenden Menschen trägt er deshalb häufig einen Maulkorb, den zu tragen er gut gewöhnt ist.
Da Apollo anfangs hinten unrund lief, wurde bei einer entsprechenden Untersuchung leider festgestellt, dass er schwere HD hat. Im Augenblick wird ihr mit Muskelaufbau und regelmäßigem Ausdauer-Training begegnet, was Apollo in mehrerlei Hinsicht sichtlich guttut. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass eine Operation irgendwann notwendig werden wird. Immer wieder mal zeigt er auch vorne ataktisches Laufen – evtl. sollten auch seine Ellenbogen untersucht werden.
Trotz aller körperlichen und psychischen Einschränkungen, auf die unbedingt besonders eingegangen werden muss, darf nicht außer Acht gelassen werden, dass Apollo ein junger Schäferhund ist, der als Welpe und Junghund nicht viel kennengelernt hat: Impulskontrolle und Frustrationstoleranz waren ihm zunächst genauso unbekannt, wie die Orientierung am Menschen. In allen Bereichen zeigt er ebenso schöne Fortschritte wie Entwicklungspotential. Auf einer Parkbank neben dem Menschen ruhen und Pause machen – kein Problem. Beim Mantrailing auf das Legen des Trails und das anschließende „Go!“ warten – schon deutlich schwieriger und mit Unruhe verbunden. Mit mehreren Menschen spazieren, von denen sich einzelne entfernen – endet in aufgeregtem In-die-Leine-Preschen und Frustgeschrei, auch mal in einer Diskussion, wer wem was zu sagen hat. Auch hier hilft Apollo die Begegnung mit Halt und Ruhe.
Für Apollo wünschen wir uns ein ruhiges, entspanntes Zuhause mit ebensolchen Besitzern, bei denen er zunächst nicht viel oder am besten nicht alleine bleiben muss, sodass ihm zunächst immer, wenn nötig aus seiner Stereotypie herausgeholfen werden kann. Da er immer wieder auch lange Phasen der Entspanntheit und Ruhe zeigt, sind wir uns sicher, dass er mit einem gut aufgebauten Training in Kombination mit ausreichend körperlicher Bewegung auch bald alleine bleiben können wird. Apollo freut sich außerdem über ausgedehnte gemeinsame Outdoor-Aktivitäten wie Wandern, Laufen oder Radfahren und für eine gleichermaßen mentale wie körperliche Beschäftigung empfehlen wir, weiterhin mit ihm Mantrailing zu betreiben.